Iss dich nachhaltig!
Bist du auch so ein Gast, der überall auf der Welt Schnitzel mit Pommes bestellt? Sich die Speisekarte ansieht und Pizza nimmt? Oder Nudeln mit roter Sauce?
Weil du die anderen Gerichte nicht kennst?
Die Nachfrage formt das Angebot. Daher gibt es überall auf der Welt den gleichen Einheitsbrei – vor allem an All-Inclusive-Buffets. Meistens lauwarm.
Regionales Essen verzaubert deine Geschmacksknospen. Die Gerichte wandern mit typischen Rezepten durch die Pfannen. Liefern Lebensgefühl.
Lebensmittel befördern den Geschmack des Urlaubslandes in deinen Gaumen – in deinen Körper. Und du stärkt du lokale Wirtschaft.
Die Einheimischen produzieren „ihre“ Lebensmittel, Biodiversität bleibt, soziale Unruhen ersticken im Keim. Regional Essen im Urlaub beflügelt nachhaltigen Tourismus.
Schenk mir 7 Minuten deiner Zeit und du tauchst in diesem Artikel ein in regionales Essen:
- Wie du deine Geschmacksknospen zum Kribbeln bringst
- Warum du auf Reisen regional essen solltest
- Welche Vorteile es für dich und die Einheimischen gibt
Warum regionales Essen im Urlaub deinen Gaumen zum Kribbeln bringt
Kuba. Bis jetzt speisen wir wie die Kaiser. In den casas particularas verwöhnen uns die Vermieterinnen bis in den Himmel. Fragen uns beim Frühstück, was wir zu Abend essen möchten.
Gehen auf den Markt. Zaubern ein Gericht. Bananensuppe und schwarze Bohnen mit Süßkartoffeln. Die Geschmacksknospen springen.
Ja. Danach hüpft ein Jugendlicher auf die Palme, holt eine Kokosnuss und serviert uns den besten Piña Colada meines Lebens – in der Nussschale.
Regional Essen ist so vielfältig wie die Orte entlang deiner Reiseroute. Nein. Noch viel mehr.
Denn in jedem Ort gibt es mehr als ein Gericht. Genau das ist das Schöne:
Du schnabulierst auf jedem Kontinent, in jedem Land und in jedem Ort andere Lieblings-Gerichte. Saugst den Geschmack des Landes ein. Isst ein Lebensgefühl. Und unterstützt dabei die Einheimischen:
- Lokale Betriebe kochen ihre Rezepte und verdienen für Rares Bares.
- Die Kaufkraft in der Region klettert die Leiter hoch.
- Produzenten bauen weiterhin ihre Lebensmittel an – du förderst Biodiversität und nachhaltigen Ackerbau.
- Dein ökologischer Fußabdruck ist geringer.
- Märkte bleiben das gesellschaftliche Zentrum.

Wie du mit regional Essen lokale Betriebe befeuerst
Kleine Familienunternehmen, regionale Lebensmittel, Arbeitsplätze. Genau.
Je mehr regionale Nahrungsmittel, desto mehr Arbeitsstellen wachsen in der Region. Familien kämpfen gegen die Konzerne – vor allem preislich.
Mit regionalem Essen unterstützt du die Landwirtschaft. Leute finden Arbeit in der Verarbeitung sowie in der Verteilung von Lebensmitteln. Mehr Beschäftigte = mehr Einkommen. In weiterer Folge:
Mehr Geld für die Einheimischen. Gefolgt von Investitionen in die Region- Der Schneeball beginnt zu rollen:
Die gestärkte Wirtschaft ist der Motor – für ein ganzes Land. Stabilität, Sicherheit und Zukunftsaussichten sind die Folgen.
Weniger Flüchtlinge.
Ein Hoch auf die Biodiversität
Die Kochkünste der kubanischen Vermieterinnen ziehen uns magisch an. Kosten fast nichts. Obwohl wir ordentlich Trinkgeld geben.
Die Rundreise neigt sich langsam dem Ende zu. Als Abschluss „gönnen“ wir uns das viel versprechende Varadero. Finden keine casa particulara dort – wir checken in einem Hotel ein.
Ein rosa Bändchen knechtet unseren Arm – diese Anlage ist staatlich. In den casas particularas arbeiten die Damen selbstständig. Die meisten vermieten 1 bis 2 Zimmer, bieten Frühstück und verzaubern die Gäste mit ihren Kochkünsten. Nicht so in staatlichen (kommunistischen) Hotels:
Dienst nach Vorschrift.
Frühstücksbuffet mit internationaler Auswahl. Ja. Ist geil. Allerdings schlemmten wir in den vergangenen Wochen Mangos direkt vom Baum. Die Spezialitätenrestaurants sind ausgebucht – hätten wir schon vor Monaten reservieren müssen. Aha.
Wir probieren das Abendbuffet. Lauwarmer Einheitsfraß – genauso wie auf der ganzen Welt. Schnitzel, Pommes, Pizza, Tiefkühlgemüse und Spaghetti.
Alles ok – nach unserer Geschmacksmagie in den letzten 3 Wochen allerdings nicht. Außerdem sind weder Schnitzel noch Pizza in Kuba heimisch. Und lauwarme letscherte Pommes mit Essig – nein, danke.
Was bauen lokale Produzenten an, wenn alle Reisenden das gleiche Essen fordern?
Richtig.
Sie pflegen die gewünschten Produkte. Verdrängen die heimischen Lebensmittel.
Monokulturen zerstören fruchtbare Böden. Die Landwirte schuften in einer zum Teil Abhängigkeit von Großkonzernen. Das Geld reicht nicht zum Leben. Vorher ertragreiche Flächen versauern an den Reinkulturen. Die Bauern liefern weniger Menge.
Tschüss Artenvielfalt!
Tschüss Ertrag!
Tschüss Fruchtbarkeit!
Leute in der Landwirtschaft arbeiten sich arm.

Was regional Essen im Urlaub mit deinem ökologischen Fußabdruck zu tun hat
Du und ich hinterlassen Spuren – der ökologische Fußabdruck begleitet uns. Beim Leben. Beim Reisen. Beim Sein.
Verschwinden wird er nicht.
Wir können ihn so klein wie möglich halten:
Mit kürzeren Transportwegen der Lebensmittel im Urlaub. Weniger Verpackung, weniger Plastik bei regionalen Erzeugnissen.
Eine Ananas reist um die halbe Welt – hat im Gepäck einen riesigen ökologischen Fußabdruck. Verspeist du sie in Kuba, liefert sie einen weniger schädlichem Abdruck. Und schmeckt besser.
Du möchtest wissen, wie dein ökologischer Fußabdruck aussieht? Hier kannst du ihn berechnen.
Kunterbuntes Treiben auf Märkten
Märkte entführen dich in den Duft von frischen Kräutern, in das Aroma von Papayas mit roten Pausbäckchen, in das Geschrei der Marktstandlerinnen.
Lokale Lebensmittel auf einem Markt sind wie Kinder am Spielplatz. Sie beleben ihn. Der verführerische Charme verschwindet mit Produkten aus Monokulturen, Plastikramsch und winkenden Chinesen-Katzen.
Nachbarn, Freunde, Bekannte. Alle treffen sich am Markt. Tauschen sich und Waren aus. Das Treiben auf Märkten ist ein wesentlicher Teil der Kultur – das Miteinander findet Platz. Nicht nur unter den Einheimischen.
Auch Reisende kosten sich dort durch die Landschaft. Inhalieren die Kultur. Fühlen das Land.
Regional + saisonal = optimal
Die Urlaubsfreude geht bei uns durch den Magen. Am zweiten Tag in Varadero stochern wir in unseren Essen. Am dritten Tag brechen wir aus.
Verstecken unser All-In-Bändchen und marschieren einige Kilometer in den Ort. Dort finden wir ein schmuckes privates Restaurant. Ist ausgebucht.
Traurig fragen wir, ob wir auf den nächsten Tisch warten dürfen.
Ja, wir dürfen.
Deine Geschmacksnerven danken es dir: Saisonale Lebensmittel.
Obst und Gemüse reift vor Ort aus – und schippert nicht durch die halbe Welt. Womöglich mit Erdbeerduft, den die grünen Erdbeeren mit auf die Reise bekommen.
Mit dem Reifegrad steigen die sekundären Pflanzenstoffe – das sind die wertvollen Inhalte von Obst und Gemüse. Wie du das bemerkst?
In warmen Ländern strahlen bei uns „grüne“ Sorten in Orange bis Rot.

Souvenirs zum Verspeisen
Mitbringsel verspeisen. Urlaubsgefühl konservieren. Mit ein paar Mahlzeiten die Reise wieder auftauen. Sprudelt das Wasser in deinem Mund, wenn du an
- sardinische Nudeln,
- zartschmelzende Schweizer Schokolade oder
- würzigscharfen Dijon-Senf denkst?
Am Tag der Abreise durch einen Spezialitätenladen oder durch einen Markt schlendern. *träum*
Regionales Essen aus dem Urlaub verwöhnt nicht nur die Daheimgebliebenen 😉
Wer hat Angst vor regional Essen im Urlaub?
Der Kellner zeigt uns den Tisch ohne Überdachung. Egal. Wir nehmen ihn gerne. Die Gewitterwolken übersehen wir in unserer Euphorie.
Wir schlemmen das leckerste Gericht aus Süßkartoffeln. Genießen, schnabulieren, gustieren. Das Unwetter zieht näher ran. Zack.
Es schüttet wie aus Kübeln.
Alle helfen zusammen.
Unser Tisch findet einen Platz auf der überdachten Terrasse. Das Restaurant rettet unseren Aufenthalt in Varadero. Die Gastgeber freuen sich über Trinkgeld.
„Aber die Speisen in anderen Ländern kann man doch nicht essen. Da krieg ich Durchfall.“ Die Stimmen der Verfechter stutzen.
Ja. Kann passieren.
Und noch viel mehr.
Es kann etwas Gutes haben:
Seit jener Nacht in Oruro greif ich keine Hähnchen mehr an. Ja. Die Stunden waren heftig.
Klar. Grundsätzliche Vorsicht steht am Programm. „Cook it, peel it or forget it.”
Der Spruch vermittelt Wahres.
Bakterien und Keime lieben Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit. Und ein Einblick in eine „Kühlkette“ verrät, warum Lebensmittel verderben.
Trinkwasser aus Plastikflaschen. Eiswürfel weglassen. Zwar nicht nachhaltig. Deine mitteleuropäische Verdauung dankt es dir.
Die Standl am Straßenrand. Wassermelonen, frisch gepresster Zuckerrübensaft, Eis. Sie ziehen magisch an.
Geschmacklich unschlagbar.
Gesundheitlich bis auf diese eine Nacht in Bolivien kein (großes) Problem.
Am besten fährst du damit, wenn du isst, was Einheimischen speisen. Sie vertragen meistens mehr als unsere verwöhnten Mägen. Aufpassen ja. Übersensibel auf kulinarische Erlebnisse verzichten – du verpasst Höhenflüge deiner Geschmacksknospen!
Essen ist Urlaubsthema
Die Katze im Sack bestellen. Spannend oder?
Nicht immer musst du wissen, was daher flattert. Mit Google Translate erfährst du normalerweise, ob Fleisch, Fisch oder Fenchel am Teller landet.
Rebellieren deine Geschmacksnerven, tauscht du mit deinem Travel Buddy.
Dank der Bewertungen auf Tripadvisor and Google Maps finden wir fast überall auf der Welt einheimische Restaurants. Familienbetriebe ziehen wir Konzernen vor:
- Frische Speisen versetzen deine Geschmacksknospen in eine andere Welt.
- Höhere Einkommen für Einheimische, mehr Angestellte.
- Der ökologische Fußabdruck bleibt gering.
- Biodiversität verdient ihre Chance.
- Gespräche mit „echten“ Einheimischen entfachen Urlaubsgefühle.
Mit regional Essen im Urlaub in Nachhaltigkeit investieren
Regional Essen im Urlaub verbessert alle 3 Säulen der Nachhaltigkeit:
- Umwelt: Weniger CO2, mehr Biodiversität, weniger Plastik
- Wirtschaft: Mehr Arbeitsplätze, höhere Einkommen, mehr Kaufkraft
- Sozio-kultureller Bereich: Weniger Unruhen, besserer Zusammenhalt, weniger Konflikte
Und was schaut dabei für dich raus?
Deine Geschmacksknospen schlagen einen Salto – wenn du sie mit regionalen und saisonalen Lebensmitteln verwöhnst. Du verspeist Traditionen, Werte und Geheimnisse. Tauchst damit tief in das Urlaubsland ein.
Entdeckst Nuancen der „gleichen“ Rezepte. Lauschst Gesprächen der Einheimischen. Und verspeist ein Lebensgefühl.
PS: Schnitzel mit Pommes gönnst du dir bei deinem nächsten Österreich-Urlaub. Pizza und Spaghetti in Italien. Dort schenken sie deinem Gaumen ihr Lebensgefühl.
PPS: Noch nie habe ich meine Füße in so einen feinen Strand gestreckt wie in Varadero. Das türkisgrüne Meer ist der Sahnegipfel. Jedoch konnten uns die Hotelanlagen nicht überzeugen – das echte Kuba erlebst du in Dörfern bei den Muttis zuhause.
Liebe Barbara,
ich esse total gerne regional, besonders im Urlaub. Klar ist es schön, mal „sicher“ ne Pizza zu essen, aber die lokale Küche ist eben doch immer besonders (und eine Pizza in Spanien ist übrigens nie „sicher“, sondern ein kulinarisches Risiko!). Ich war im letzten Jahr im Harz und durfte beispielsweise dort auch Produzenten kennenlernen – so toll, wie liebevoll eben gerade Regionalität gelebt wird!
Liebe Grüße
Caro
Liebe Caro,
vielen Dank für deinen Kommentar. Hihi, ja Pizza gibts in Italien 🙂
Liebe Grüße
Barbara
Danke für den umfangreichen Artikel zu diesem Thema! 🙂 Auf regionales und saisonales Essen lege ich generell auch viel Wert.
Gruß
Lucas
Lieber Lucas,
vielen Dank für deinen netten Kommentar.
Liebe Grüße
Barbara
Hallo Barbara,
Vielen Dank für den inspirierenden Artikel.
Ich finde es auch enorm wichtig, dass Menschen regionale Produkte kaufen, denn das stärkt die am Ort ansässigen Unternehmen.
Grüße,
Christian
Danke für deinen lieben Kommentar 😊