Biodiversitätsverlust – Menschheit vernichtet sich selbst

Das Ende der Nahrungskette hilft nichts, wenn es keinen Anfang mehr gibt

Biodiversitätsverlust knallt. So richtig:

Atmen. Essen. Trinken. Von einem nachhaltigen Tourismus reden wir da noch lange nicht. Grundbedürfnisse könnten nicht mehr funktionieren:

Bienen würgen Pestizide hinunter. Und sterben. Sie bestäuben weniger Blumen, Pflanzen und Bäume. Viele verrecken. Zu wenig Kohlendioxid findet den Weg als Sauerstoff in die Luft.

Pilze, Regenwürmer und Mikroorganismen verschwinden. Böden verfestigen und lassen weniger Regenwasser durch. Wasser verzichtet darauf, in Trinkwasserqualität zu erscheinen.

Die kleinsten Lebewesen überleben nicht. Die größeren suchen nach Fressen – vergeblich. Und wir?

Wir stehen am Ende der Nahrungskette. Hilft allerdings nichts, wenn unser Essen nichts mehr zum Essen bekommt. Oder kein sauberes Wasser. Oder zu wenig Sauerstoff.

Schenk mir 8 Minuten deiner Zeit und du erfährst in diesem Artikel alles über den Biodiverstitätsverlust:

  • Was das für dich bedeutet
  • Wie du dir, deinen Kindern und deinen Enkelkindern den Artenreichtum ermöglichst
  • Welche Schritte du setzen kannst

Biodiversitätsverlust – was das bedeutet

Ein 10-jähriger Junge gönnt sich ein Schleckeis beim Bäcker. Die Schokostückchen auf der Kugel lachen mich an.

Der Verkäufer gibt dem Jungen das Restgeld – dieser lässt ein Zwanzig-Cent-Stück fallen. Sein Freund sagt ihm, dass er Geld verloren hat.

„Ist mir doch wurscht!“. Und er geht.

Mein Kopf kommt mit der Situation nicht klar. Wie kann jemand 20 Cent liegen lassen? Wissen die nicht, wie lange du und ich für 20 Cent arbeiten? Wächst das Geld auf Bäumen?

1 Grundsatz schwirrt in meinen Gedanken: Wer das Kleine nicht ehrt, ist das Große nicht wert.

Genauso ist es mit der Biodiversität: Wenn wir bei Artenreichtum nur an die „großen“ Tiere wie Tiger, Eisbären und Wale denken, übersehen wir einen Teil.

Asseln, Brockenanemonen und Pilze erledigen ihre Aufgabe – ohne zu motzen.

Biodiversität oder biologische Vielfalt vereint die Verschiedenheit aller lebenden Organismen. Die Buntheit des Lebens auf unserem Planeten. Und ihre Zusammenhänge. In Ökosystemen und Landschaften.

3 Ebenen umfassen sämtliches Leben auf der Erde:

  1. Die Verschiedenartigkeit innerhalb von Arten (genetische Ebene)
  2. Die Zahl an verschiedenen Arten (organismische Ebene)
  3. Die unterschiedlichen Lebensgemeinschaften von Arten und ihre Wechselbeziehungen (ökosytemare Ebene)

Wenn du hier eintauchen willst, klick dich zur Convention on Biological Diversity.

Die Grundlage für eine gesunde Umwelt und für eine intakte Natur: Eine hohe biologische Vielfalt.

Seit einigen Jahren schwindet dieser Schatz – das ist der Biodiversitätsverlust. Es handelt sich nicht nur um das Artensterben, sondern auch um den Rückgang innerhalb der Arten.

Biodiversitätsverlust: Natur bildet die Basis für Wirtschaft und Gesellschaft

Biodiversitätsverlust betrifft uns alle

Warum ist jetzt Biodiversität für uns alle entscheidend?

Erstens:

Wir leben alle auf dem gleichen Planeten. Egal, ob du dich als Umweltschützer deklarierst oder nicht.

Zweitens:

Die Wirtschaft stützt sich darauf.

Drittens:

Sichere Versorgung an Nahrungsmitteln – für uns Menschen.

Biodiversität bildet die Basis für das Wohlergehen.

Die 3 Säulen der Nachhaltigkeit finden sich hier wieder:

Die Natur nährt Wirtschaft und Gesellschaft.

Damit wir in Zukunft frei atmen, essen und trinken, sind Mäuseschritte notwendig. Besser unperfekt starten, als perfekt untergehen.

Regierungen, Länder und Firmen müssen ihren Beitrag leisten. Du und ich ebenso.

Das sagen die Experten

Maria inspiriert auf nachhaltig.meine.sinnsache auf Instagram für Nachhaltigkeit. Sie verrät dir hier ihr Geheimnis Nr. 1, wie wir Biodiversität erhalten:

Richtig einkaufen

Regional, bio und saisonal einkaufen – alle 3 Komponenten müssen gewährleistet sein.
nachhaltig.meine.sinnsache | Maria

birdlife_austria zwitschern für die Vögel auf Instagram – und geben ihnen eine Stimme. Hier verrät dir das Team ihren Tipp Nr. 1, wie du vom Aussterben bedrohte Tierarten schützt:

Zuerst schätzen, dann schützen

Man schätzt und schützt nur, was man kennt! Wir von BirdLife wollen den Menschen die Vogelwelt mit all ihrer Faszination näherbringen. Je größer die Begeisterung, desto mehr stehen sie für unsere gefiederten Freunde ein und helfen mit, ihre Lebensräume auch für die nächsten Generationen zu bewahren.
birdlife_austria

Biodiversität ist überall

Siglufjörður. Es schüttet wie aus Kübeln. Die geplante Wanderung ersäuft in den Wassermassen – wir landen im Heringmuseum.

Siglufjörður erlebte einen wahren Aufschwung: 1901 wohnten 146 Leute in diesem Dörfchen im Norden Islands. 1930 sind 2022 Personen. Warum?

Die Heringsfischerei boomt. Tagein tagaus zerren Fischer Hering an Land. Mit der Herstellung von Salzhering in Fässern konservieren die Isländer Fische zum ersten Mal – und verschiffen sie weltweit.

Jeder und jede arbeitet irgendwie mit dem Fischfang: Fischer rudern aufs Meer und bringen Frischfisch in den Hafen, Frauen nehmen die Fische aus und füllen die Fässer, Tischler kümmern sich um die Boote.

Fischöl brennt in den Lampen. Feste steigen. Irgendwann erfinden sie den Dosenfisch.

Die Flotten wachsen und rasen. Mit einem modernen Fischerboot fangen die Fischer mehr als die 10-fache Menge. Doch es kommt anders:

Das Meer überfischt. Kein Hering weit und breit. Die neue Flotte für die Katz. Das erinnert mich an Biodiversität, an das Ende der Nahrungskette:

Was hilft uns ein Schiff, dass in einer Stunde gleich viel fischt, wie ein kleines am ganzen Tag, wenn es nichts zu fischen gibt?

Die rote Liste ist nur die Spitze vom Biodiversitätsverlust

3/4 der Landoberfläche und 2/3 der Meeresökosysteme veränderte der Mensch bereits.

Die rote Liste der gefährdeten Tierarten zählt weltweit 97.000 Arten – 1/4 kämpft gegen das Aussterben.

Dabei kennt die Wissenschaft erst rund 2 Millionen Tierarten. Sie schätzt, dass es so zwischen 10 und 100 Millionen Spezies gibt. Die allermeisten Arten leben noch ohne Datenblatt.

Klar. Tiere sterben aus. Passen sich an und kommen in größerer Artenvielfalt aus Krisen.

Allerdings ist die Rate momentan wesentlich höher – als in den vergangen 10 Millionen Jahren. Wenn es so weiter geht, könnten in den kommenden Jahrzehnten mehr als 1 Million Arten vom Aussterben bedroht sein. Mehr als 1 Million! Die ohne Datenblatt schaffen es nicht einmal in diese Rechnung. Die Missetäter:

  • Die Jagd & die Fischerei
  • Die gezielte oder zum Teil unbedachte Ausrottung
  • Der Klimawandel

Unterschätzt sind die Einführung fremder Pflanzen und Tiere in bestehende Ökosysteme. Die eingeschleppten Arten genießen Narrenfreiheit:

Sie haben in der Zielregion keine Feinde, verbreiten sich rasend schnell und verdrängen die heimische Flora und Fauna. Sie befeuern den Biodiversitätsverlust.

Damit die Biodiversität erhalten bleibt, greift der ursprüngliche Sinn von Nachhaltigkeit:

So viel nehmen, wie nachwächst.

Artenreichtum ungleichmäßig verteilt

Extreme Gebiete wie Wüsten, Steinwüsten oder Tundren beherbergen nur wenige Arten. Diese erreichen allerdings bei guten Bedingungen eine hohe Dichte an Individuen.

Die Tropen und die Subtropen sind die Kaiser der Artenschätze. Speziell in den Baumkronen tummeln sich Lebewesen. Ähnlich ist es in Korallenriffen:

Forscher vermuten, dass an den vulkanischen Quellen der Tiefsee der Artenreichtum überraschend hoch ist. Hast du Lust drauf? Momentan ist es noch zu wenig erforscht 😊

Inseln, Berge oder Seen sind Heimat von Pflanzen- oder Tierarten – die es sonst nirgends auf der Erde gibt.

Arche Noah funktioniert nicht

Eingepackt in einen Michelin-Männchen-Overall residieren wir am Schlauchboot. Der Wind pfeift um die Ohren. Frischer Meeresgeruch macht die Haare salzig.

Wir düsen durch die Bucht. Der Guide – ein Biologie-Student – erklärt uns, dass die Wale im Sommer nach Island kommen. Sie fressen sich dort voll, weil aufgrund des Wassers das Island spendiert, ihr Futter so viele Nährstoffe erhascht. Im Winter gönnen sie sich die warmen Gewässer in der Karibik – und schwimmen lockerlässig 6.467 km pro Richtung.

Die tollpatschigen Papageientauchern verzaubern mich. Hab grad keine Augen für Wale. Diese Vögel flattern ununterbrochen. Eigentlich können sie aufgrund ihrer Maße nicht fliegen. Das sagt ihnen aber keiner. Ist allerdings eine andere Geschichte. Zurück zu den Walen.

Dort! Ein Fußabdruck. Ein was?

Die Wasseroberfläche ändert sich, bevor Wale an die Luft kommen. Eine Fontäne. Ein Buckelwal.

Der Guide fuchtelt umher. Wir ändern den Kurs – und geben ordentlich Gas.

Die Schwanzflosse eines Blauwals.

Der Blauwal ist das größte uns bekannte Tier. Gigantische Viecher. Worauf will ich hinaus?

Diese Meeresgiganten überleben nicht, wenn die kleinsten Lebewesen aussterben. Sie ernähren sich von Krill – eine Form von Plankton. Der Antarktische Krill ist maximal 6 cm lang. Die Tierchen wiegen bis zu 2 Gramm!

Jede Art hat ihren Platz in einem Ökosystem. Nur weil wir Menschen es nicht sehen, hören oder spüren, spielen sie trotzdem eine Rolle.

Wer hätte gedacht, dass Wale solch winzige Tierchen fressen? Mit einem Hai wären sie viel schneller satt. 😉

Künstlich = zerbrechlich

Was wäre wenn, der Mensch ein künstliches Ökosystem schaffen würde? In dem die „wertvollsten“ – die für uns am besten funktionierenden Arten erhalten bleiben? Könnte klappen. Das System wäre vor allem eines:

Zerbrechlich.

Gibt es weniger Tiere gleicher Art, reagieren Ökosysteme anfälliger auf Störungen von außen – z. B. den Klimawandel.

Jedes Ökosystem beherbergt zahlreiche unterschiedlichen Spezies – sie beeinflussen sich gegenseitig. Systeme streben nach Gleichgewicht und regulieren sich selbst. Alle Lebewesen sind interessant – nicht nur die vermeintlich profitabelsten.

Biodiversitätsverlust bedeutet viel mehr als Weißwangenklammeraffen, Riesenottern und Großer Ameisenbär. Die Arten, über die wir nie sprechen, leisten Großartiges. Damit wir atmen, essen und trinken.

Was wir alle für eine gesunde Biodiversität tun können

Viele Mäuseschritte bewirken Großartiges. Regierungen sollen das Boot der Nicht-Arche-Noah steuern.

Ökosysteme schützen! Gefährdete Tiere und Pflanzen benötigen ihre Schutzräume und Rückzugsgebiete. Menschen müssen sich nicht komplett aus der Natur zurückziehen:

Streuobstwiesen, Blätterhaufen oder biologische Ackerflächen beflügeln die Arten. Wir können Tiere erneut ansiedeln.

Menschliche Bedürfnisse lassen sich mit der Umwelt verbinden. Die wichtigste Frage dafür ist, ob die Natur einmal Vorrang hat. Das wäre sogar im menschlichen Interesse. Paradox.

Direkt und indirekt lieferst du deinen Beitrag zur Biodiversität – damit wir weiterhin atmen, essen und trinken.

  1. Redet Geld, so schweigt die Welt – finanzielle Unterstützung für Projekte.
  2. Eine Teilnahme an der Umweltschutzgruppe rührt heftig in der Biodiversitäts-Suppe.
  3. Unbehandelte Lebensmittel anstatt Pflanzenschutzmittel.
  4. Weniger Treibhausgase – dann läuft der Biodiversitäts-Hase.
  5. Für Bienen freundliche Wiesen erstellen.
  6. Ein insektenfreundlicher Garten – worauf noch warten?
  7. Ist gefährdet das Tier – verabschiede dich von deiner Gier.
  8. Fleisch und Fisch kommt selten auf den Tisch.
  9. Durch kein Palmöl schützt du den Baum und gönnst dem Orang Utan seinen Lebensraum.
  10. Plastik wird die Hauptzutat aller Rezepte unserer Enkelkinder sein.“ (Anthony T. Hincks) – Klingt lecker.
  11. Reduziere deinen Abfall – es vermeidet unseren sicheren Aufprall.
  12. Die Tipps aus dem Artikel Klimaschutz

Biodiversitätsverlust ähnlich grausam wie Klimawandel

Es ist amtlich. Die Wissenschaft ist sich einig:

Der Biodiversitätsverlust birgt fast gleiche Auswirkungen auf die Menschheit wie der Klimawandel.

Wir können noch! etwas dagegen tun. Du. Ich. Immer.

Damit wir in Zukunft frei atmen, essen und trinken. Und keine Plastiklaibchen mit Plastiksauce und Plastiksalat in uns hineinfuttern. Es liegt an jedem von uns. Paulo Coelho sieht das genauso:

Die Welt verändert sich durch dein Vorbild,
nicht durch deine Meinung.

Paulo Coehlo

PS: Ich hab das Geld in der Bäckerei aufgehoben und dem Verkäufer als Trinkgeld gegeben.

PPS: Siglufjörður ist heutzutage ein schmuckes Dorf – mit großer Geschichte. Das Heringmuseum ist auf jeden Fall einen Besuch wert – egal, wie das Wetter ist.

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